MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES
Laudatio
Liebe Frau Dr. Dammann,
sehr geehrte Frau Prof. Dr. Detmers,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
eigentlich sollte heute hier jemand anderes stehen:
Henning Rehder nämlich, Finanzvorstand von Siemens Enterprise Communications.
Henning Rehder ist derjenige, der Frau Dammann nach über 10 Jahren im Ausland wieder nach Deutschland zurückgeholt hat, von Shell zu Unilever.
Wie es häufig im Leben ist, sind es die Führungskräfte, die Mitarbeiter überzeugen und so war es auch hier.
Vom ersten Moment an hat die Art, wie Henning Rehder, seinerzeit der CEO von Unilever Deutschland/Österreich/Schweiz, sich, sein Führungsteam und die Herausforderungen Unilevers adressiert hat, Frau Dammann überzeugt, so dass sie nach vielen erfolgreichen Jahren Shell verlassen hat und zu Unilever wechselte.
Die Zusammenarbeit mit Henning Rehder war gekennzeichnet von dem, was beiden außerordentlich wichtig ist: von hohem Vertrauen, großer Wertschätzung füreinander und Freundschaft unter Kollegen, etwas, was man nicht immer findet und daher um so mehr schätzt.
Doch es kam leider ganz anders. Herr Rehder ist kurzfristig erkrankt und bedauert es sehr, nicht die Laudation halten zu können. Wir wünschen Ihm, dass er schnell wieder gesund wird.
Deshalb bin ich kurzfristig eingesprungen.
Für mich ist Frau Dammann vor allem eines: Eine bemerkenswerte Kämpferin. Sie kämpft leidenschaftlich für Veränderung. Sie kämpft für eine globalisierte, eine vielfältige, eine gleichberechtigte, eine moderne Welt. Sie ist auch eine mutige Kämpferin. Denn es gehört viel Mut dazu, immer wieder die breiten ausgetreten Pfade traditionellen Managens zu verlassen und neue, andere Wege zu suchen. Sie ist eine Pionierin für modernes Management und für innovative Führungsstrukturen.
Sie bricht starre Traditionen auf. Damit angefangen hat sie 1990 beim Energiekonzern Royal Dutch/Shell. Innerhalb weniger Jahre wurde Angelika Dammann zu einer der international anerkanntesten Personalmanagerinnen. Für Shell war sie in allen Kontinenten im Einsatz und lebte mit ihrer Familie viele Jahre im Ausland. Sie ist für mich der Prototyp der modernen Managerin, die nicht nur von Globalität spricht, sondern sie selbst lebt.
Als Personalexpertin, die rund um die Welt im Einsatz war, erkannte sie rasch welche Bereicherung verschiedene Talente und Sichtweisen für ein Unternehmen und die Gesellschaft sein können. Diversity Management wurde zu einem ihrer großen Spezialgebiete.
Für Shell implementierte Frau Dr. Dammann gezielt Wachstumsstrategien. Sie entwickelte Programme für Führungskräfte und ein neues globales Talent Management. Erstmals wurden auch globale Grundsätze für den Umgang mit Mitarbeitern erarbeitet, die eine transparente Mitarbeiterkommunikation sicherstellen sollen – insbesondere im Rahmen großer Änderungsprojekte. Frau Dammann ist bei Shell etwas gelungen, was schier unglaublich scheint: Mitten in gigantischen Umbauprojekten, die meist Unsicherheit bei den Mitarbeitern hervorrufen, hat Frau Dammann die höchsten Werte der Mitarbeiterzufriedenheit erreicht. 96 Prozent waren es in ihrem HR-Bereich. Liebe Frau Dammann, wenn es noch vier Prozent mehr gewesen wären, dann würden Sie wahrscheinlich jetzt in die Kategorie „Heilige und Wunder“ fallen.
Ihr Erfolgsrezept war vor allem die Art und Weise, wie Sie, Frau Dammann, bei den Veränderungsprojekten vorgegangen sind. Frau Dammann ist eine echte Teamarbeiterin und setzt immer auf Ihre Kollege Sie gibt den Talenten Raum, sich mit ihren Fähigkeiten und Erfahrungen voll zu entfalten, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Alter. Auch wenn es unbequeme Meinungen und Ideen sind, mit denen sie sich auseinandersetzen muss: Angelika Dammann sind Querdenker immer wichtig. hre Mitarbeiter sind dadurch besonders leistungsfähig, weil sie sich auch besonders geschätzt und wohl fühlen.
In den Jahren 2007 bis 2010 hat der Lebensmittelkonzern Unilever von den Erfahrungen und Erfolgen von Frau Dr. Dammann profitiert. Ähnlich wie bei Shell hat sie auch bei diesem Unternehmen erfolgreich eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens geschaffen. Sie hat für Unilever Europe eine Strategie für mehr Vielfalt entwickelt, Frauen verstärkt in Top Führungspositionen gebracht und entwickelte Strategien zur Stärkung des Talentmanagements bei Unilever.
Sie hat durch ihre Veränderungen das Image von Unilever deutlich verbessert. Das Unternehmen, das manchem als etwas betulich galt, wurde auf einmal wieder attraktiv für junge Uni-Absolventen.
Nicht nur die Eigenverantwortung der Mitarbeiter war es, was Frau Dr. Dammann bei Unilever stärkte, sondern sie setzte aber noch an einem anderen Punkt an: dem Menschen selbst. Das Berufsleben der Mitarbeiter funktioniert nur dann, wenn Mitarbeiter gesund bleiben und auch ihr Privatleben läuft. Zusammen mit ihrem HR-Team unterstützte sie die Mitarbeiter da, wo es oft dringend notwendig ist: in der Familie. Sie setzte sich für einen Familienservice für Notfälle und ein Employee Assistance Programm ein.
Als erster weiblicher Personalvorstand wechselte Frau Dr. Dammann dann zu SAP. In nur 12 Monaten hat sie außerordentliches erreicht: Sie hat die Mitarbeiter in das Zentrum der Unternehmensstrategie gerückt. Zum ersten Mal in der SAP-Geschichte wurde eine Mitarbeiterstrategie zum zentralen Bestandteil der Geschäftsstrategie. Das zeigt, wie wichtig das knappe Gut talentierter Mitarbeiter jetzt angesehen wird. Frau Dammanns Strategie trägt schon heute Früchte: die globale Rekrutierung und Weiterentwicklung von Mitarbeitern, die Unterstützung der Führungskräfte und die Förderung von Vielfalt mit einem besonderen Schwerpunkt auf die Förderung von Frauen. Kurz: Talente reißen sich wieder darum, zur SAP zu gehen.
Frau Dr. Dammann ist es auch zu verdanken dass, das wichtige Thema Diversity nun auf der Tagesordnung vieler großer Konzerne in Deutschland steht. Mit ihrem Kampf für die Kulturen hat Frau Dammann auch einen wertvollen Dienst für den Standort Deutschland geleistet.
Um in der globalen Marktwirtschaft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir dringend mehr Frauen in unsere Führungsetagen holen, genau so wie mehr Ausländer und mehr ältere Mitarbeiter. Es geht um nichts anderes als die Integration von Andersdenkern, auch von Querdenkern. Die Stromlinienförmigkeit, wie wir sie in vielen Konzernen sehen, ist ein gefährlicher Hemmschuh. Eine Unternehmenskultur, in der die Vielfalt der Mitarbeiter geschätzt wird, führt zu mehr Ideen. Mehr Ideen führen zu Innovationen. Und Innovationen führen zu wirtschaftlichem Erfolg, für Unternehmen und Mitarbeiter. Darauf kommt es an.
Liebe Frau Dr. Dammann, bitte kämpfen Sie weiter. So engagiert und voller Ideen wie bisher.
Die Unternehmen, die Mitarbeiter und der Standort Deutschland brauchen ihren Einsatz.
Wir alle danken Ihnen dafür.