MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES
Laudatio auf Dr. Christine Bortenlänger
anlässlich der Verleihung des Preises “Managerin des Jahres 2007”
21.09.2007, Grandhotel ADLON (Berlin), Neuer Palaissaal
Verehrte Preisträgerin,
verehrte Familie Detmers,
meine Damen und Herren,
in der Hamburger Wochenzeitung “Die Zeit” stand vor einiger Zeit zu lesen:
“Wenn sich Scharen von Männern in Kommunionskleidung in einer fensterlosen Halle versammeln, ab und zu ihre Arme himmelwärts recken und geheimnisvolle Beschwörungsformeln in den Raum rufen, dann nennt man das – Börse.”
Bezeichnend ist allerdings, dass nichts zu den Börsianerinnen gesagt wird.
Liebe Frau Dr. Bortenlänger,
Sie stehen mit Co-Geschäftsführer Andreas Schmidt an der Spitze der drittgrößten Börse Deutschlands.
Die Münchner Börse hat Tradition.
Stolze 177 Jahre ist sie alt – und dabei kerngesund. Gesund nicht zuletzt deshalb, meine Damen und Herren, weil unsere Preisträgerin dort tätig ist.
Die “Welt am Sonntag” attestierte ihr sogar, sie habe die Börse München (ich zitiere) “mit neuen Ideen vor der Bedeutungslosigkeit bewahrt”.
Das zeigt: Es handelt sich um eine Powerfrau.
Sie selbst gibt sich bescheiden, vergleicht die Börse mit dem Viktualienmarkt, auf dem die Händler Obst und Gemüse feilbieten. “Das gleiche machen wir”, sagt sie. “Nur dass bei uns Wertpapiere gehandelt werden.”
Komplizierte Sachverhalte so einfach und einsichtig erklären zu können – allein dafür hätte sie schon einen Preis verdient.
Und dafür, dass bei allem, was sie tut, immer der Mensch sichtbar bleibt.
Sie gibt freundlich Auskunft:
Über die Börse.
Übers Geld.
Über sich.
Geld und Börse – diese zwei Größen ziehen sich durch ihre berufliche Vita wie ein roter Faden.
Nach dem Abitur die Banklehre, dann das Studium der Betriebswirtschaft. Nach der Promotion die Bayerische Vereinsbank, später der Wechsel zur Unternehmensberatung.
Dann, 1998, engagiert die Münchner Börse sie als stellvertretende Geschäftsführerin. Da ist sie gerade mal 31 Jahre alt.
Zwei Jahre später wird sie zur Co-Geschäftsführerin ernannt und ist damit die erste Frau in einer solchen Top-Position.
Das allein ist schon eine Sensation in der männerdominierten Welt der Banker und Börsianer.
Schließlich rückt sie auch noch in den Vorstand der Bayerischen Börse auf.
Nach ihrem Vorbild gefragt, nennt sie ihre Grundschullehrerin, beschreibt sie als “tolle, engagierte Frau mit drei Kindern, die zeigte, dass sich Kinder und Beruf vereinbaren lassen.”
Diese Vereinbarkeit in Frage zu stellen, findet sie “typisch deutsch”.
Was genau sie damit meint, verriet sie dem “Stern”:
“Solange ich studierte, wurde es akzeptiert, dass ich einen Sohn hatte. Als ich anfing zu arbeiten, war ich plötzlich die Rabenmutter, die Karrierefrau. Aber ich arbeite auch gern 50 Stunden, das war schon immer so. Ich kann meine familiäre Rolle voller Wärme wahrnehmen, weil ich so, wie ich lebe, zufrieden bin. Ich wünsche mir, dass die deutsche Gesellschaft endlich unterschiedliche Lebensentwürfe akzeptiert.”
Anders als bei ihren männlichen Kollegen reicht es bei einer Frau in so hoher Position offenbar nicht, im Beruf gut zu sein, ja – wie sie – exzellent.
Immer schwingt in deutschen Landen die Frage mit:
“Sollte sich eine Frau nicht lieber um die Familie kümmern statt ums schnöde Geldverdienen?”
Geld, Reichtum, Erfolg – in der Männerwelt dreht sich fast alles darum. Im Leben einer Frau aber soll es Nebensache bleiben. Was sind schon Geld und berufliches Glück?!
In den USA, von wo ich für n-tv berichte, stellen sich solche Fragen nicht. In den Staaten sind Frauen beruflich absolut gleichberechtigt. Geld verdienen und Familie haben – warum sollte das nicht zusammenpassen? Kein Mensch käme dort auf die Idee, darauf auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Das lässt sich alles managen.
“Was würden Sie eigentlich nicht für Geld tun, Frau Dr. Bortenlänger?”, fragte die Zeitschrift “Geld Kompakt”.
Eine interessante Frage! Einem Mann hätte man sie wohl nie gestellt. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass sie mir je gestellt wurde.
Die Antwort unserer Preisträgerin war cool und gelassen. Und gewiss bezeichnend für sie: “Ich würde nicht gegen meine innere Überzeugung handeln.”
Die Münchner Abendzeitung wollte gar von ihr wissen, ob Frauen und Geld überhaupt zusammenpassen.
Schließlich, so das Boulevardblatt, befasse sich doch nur ein Viertel aller Frauen gerne mit Finanzen – vom Geld-Ausgeben abgesehen.
Vor allem der Nachsatz gab mir zu denken: “vom Geld-Ausgeben abgesehen …” Es fällt manch einem halt schwer, von lieb gewordenen Vorurteilen abzusehen.
Die eigentliche Frage war jedoch interessant:
“Frau Dr. Bortenlänger, nun verraten Sie uns doch mal ein Geheimnis! Gehen Frauen und Männer anders mit Geld um?”
“Ja”, sagte unsere Preisträgerin dem Interviewer. “Frauen sind normalerweise etwas vorsichtiger. Sie wählen sicherere Anlagen und schichten ihr Vermögen nicht so häufig um. Da so weniger Kosten anfallen – jeder neue Auftrag kostet schließlich eine Gebühr erzielen Frauen oft bessere Ergebnisse.”
Das saß.
Neben ihrer Präsenz an der Börse findet zumindest diese Frau noch Zeit, den Männern Tipps zu geben, wie sie solche Ergebnisse auch erreichen können. In Kolumnen und Büchern verrät sie alles über Geld und wie man es vermehrt – sogar, wie man schon Kindern zu selbstständigem Umgang mit Geld verhilft.
Von einer Frau, die schon mit 33 so weit oben stand, erwartet die Öffentlichkeit allerdings nicht nur Ratschläge zur Geldanlage, sondern auch Tipps, wie man so rasch Karriere macht.
Die Grundvoraussetzung, so betont unsere Preisträgerin, ist in einem Satz gesagt:
“Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.”
Und dann wartet sie wieder einmal mit einem plastischen Beispiel auf und berichtet von ihrem ersten Golfturnier.
Erst sechs Wochen im Club, kämpfte sie sich dabei vom Anfängerhandicap 56 auf 36 herunter. “Es war ein guter Tag, die Sonne schien, ich spielte in einem netten Flight mit. Und: Ich traf die Bälle.”
Das klang alles so, als fiele einem der Erfolg in den Schoß. Aber dann lässt sie durchblicken: Natürlich ist es schön, darauf zu vertrauen, ein Glückskind zu sein. Aber doch irgendwie leichtgläubig. Besser ist es, dem Glück den Boden zu bereiten.
So trainierte sie eisern vor dem Turnier. Mit einem Coach an der Seite – und gewiss nicht dem schlechtesten.
Jedem, der es wirklich wissen will, schreibt sie ins Stammbuch, dass man schneller vorankommt, wenn man die richtige Technik drauf hat. Die man sich von den alten Hasen abschauen kann.
Zum Beispiel, welchen Schläger ein erfahrener Crack in welcher Situation aus dem Golfbag zieht.
Denn, so erklärt sie, es reicht nicht aus, nur zwei, drei verschiedene Schläger zu benutzen, wie das Anfänger gerne tun. Man muss flexibel sein und immer wieder wechseln, für jede Situation den passenden Schläger nehmen.
Und wenn doch einmal ein Schlag misslingt?
Dann soll man sich davon sofort wieder frei machen, um sich voll auf den nächsten Schlag konzentrieren zu können.
Meine Damen und Herren, Frau Dr. Bortenlänger weiß natürlich, wovon sie da spricht. Schließlich war sie Leistungssportlerin, spielte für die Basketballerinnen des FC Bayern in der zweiten Bundesliga. Von nichts kommt nichts!
Selbst wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und das Glück dort vorbeikommt, muss es einen vorbereitet finden, well prepared und gut trainiert.
Dazu gehören Neugier, Offenheit, die Bereitschaft, von anderen zu lernen. Dazu gehört es, Augen und Ohren aufzusperren. Dazu gehört, wie im Profisport, der eiserne Wille, wo immer man antritt und wann immer man antritt, als Sieger vom Platz zu gehen.
Mit welchem Ziel sollte man sonst zum Wettkampf antreten? Womit sollte man sonst seiner Mannschaft dienen, das Vertrauen rechtfertigen, aufgestellt worden zu sein: zu dieser Zeit, an diesem Platz, mit dieser Aufgabe!
Meine Damen und Herren, von nichts kommt nichts, auch kein Preis. Die heutige Auszeichnung ist wohlbegründet.
Frau Dr. Christine Bortenlänger ist “Managerin des Jahres”, weil sie eindrucksvoll bewiesen hat, dass sich die drei Rollen Mutter, Ehefrau und Managerin durchaus harmonisch in einer Person vereinen lassen und sehr wohl miteinander verträglich sind. Sie jedenfalls füllt alle drei Funktionen mit Wärme, Charme und Kompetenz aus.
Sie ist fürwahr ein echtes Vorbild. Daher hat sie den Preis mit Fug und Recht verdient.
Liebe Frau Dr. Bortenlänger,
wir alle hier gratulieren Ihnen sehr herzlich zu dieser Auszeichnung.
Und jetzt, meine Damen und Herren, hören wir sie selbst – die Managerin der Jahres 2007: Dr. Christine Bortenlänger!