MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES

Frauen an die Spitze – und die Welt verändert sich!

Maria von Welser, NDR-Direktorin Hamburg und stellv. Vorsitzende UNICEF-Deutschland

Von Maria von Welser

NDR-Direktorin Hamburg und stellv. Vorsitzende UNICEF – Deutschland

Berlin, 18. September 2009

Abdruck der Festrede von Maria von Welser anlässlich der 8. Verleihung des MESTEMACHER PREISES MANAGERIN DES JAHRES an Angelika Gifford,

Senior Director Public Sector und Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Deutschland GmbH

Liebe Frau Prof. Dr. Detmers,
liebe Familie Detmers,
liebe Frau Gifford,
liebe Gäste,

Ehre und Freude –
Und gleich vorweg: Halten Sie mich nicht für eine Traumtänzerin oder Lila-Latzhosen-Emanze, wenn ich behaupte: Frauen an die Spitze – und die Welt verändert sich! Keine Angst: Ich glaube keineswegs, dass Frauen die besseren Menschen sind – nein, es gibt auch da solche und solche. Sie alle wissen das genau. Aber: Frauen haben andere Skills, andere Begabungen und Eigenschaften als Männer. Und da wir alle unverändert in einer überwiegend von Männern bestimmten Welt leben, fordere ich einen gleichen Anteil an der Macht. Ich bin mir sicher, dass sich dann die Welt ändern wird.

Damit Sie am Schluss meines kleinen Exkurses meine Meinung teilen – und nichts anderes habe ich im Sinn – folgen jetzt meine Beispiele, die Sie überzeugen sollen.
Nachdem wir uns immer am liebsten erst mal im kleinen Umfeld umschauen, ein Blick auf Deutschland, bevor ich mich mit Ihnen durch Europa aufmache in die Süd-Länder und die Entwicklungsstaaten. Ich habe dabei ein Zitat von Hillary Clinton im Hinterkopf, die doch glatt uns Frauen mit Teebeuteln verglichen hat: Man würde unsere Stärke doch erst bemerken, wenn man uns in heißes Wasser werfen würde.

Erinnern Sie sich noch, als Angela Merkel Bundeskanzlerin wurde? An die unsägliche Sendung am Wahlabend, mit einem Herrn Ex-Bundeskanzler, der sich total im Ton vergriffen hat? An die Anden-Fraktion der Ministerpräsidenten, die sich alle eher als Kanzler gesehen haben, als das ehemalige Mädchen vom Alt-Bundeskanzler Kohl? Seit sie Kanzlerin ist, hat sich das Land mehr verändert, als unter der rot-grünen Koalition. Dass sie es vier Jahre geschafft hat, schwarz-rot am Kabinettstisch zu gemeinsamen Lösungen zu führen, dass sie moderierend dieses Land sozialer gemacht hat, das attestieren ihr jetzt gar die eher konservativen Kollegen der Print-Presse. Meinen Sie denn, eine Ursula von der Leyen hätte das Elterngeld durchbekommen, wenn da nicht eine Frau an der Spitze gewesen wäre, die ihr den Rücken freigehalten hätte? Die den Finanzminister überzeugte, dass er vier Milliarden rausrückt – vor der Krise – um flächendeckend für ein Drittel aller Kinder unter drei Jahren Kita´s einzurichten? Die Justizministerin hat unter der schützenden Hand der Kanzlerin ein Gesetz auf den Weg gebracht, das im Scheidungsrecht wieder mehr Fairness verankert – einmal Chefarztgattin immer Chefarztgattin ist vorbei. Ehefrauen müssen nach einer Scheidung auch wieder in den Job. Das stärkt allen jungen Frauen den Rücken, die zu Beginn einer Ehe mit dem ersten Kind, die Diskussionen über Ihre schnelle Rückkehr in den Beruf zu Hause führen müssen: Ich bekomme mehr als Du, also bleibst Du zuhause und ich geh arbeiten.
Angela Merkel hat als Kanzlerin mehr Frauen im Kabinett platziert als vorher Gerhard Schröder. Vom Girls-Camp will ich nicht reden, weil jede Frau von uns in einer Führungsposition diejenigen um sich schart, mit denen sie gut kann, zu denen sie Vertrauen hat.

Blicken wir auf Nordeuropa liebe Gäste, und nehmen wir Norwegen ins Visier. Dort sind die Frauen in der Politik schon lange ein Machtfaktor, jetzt befiehlt ein Gesetz: Schickt Frauen in die Aufsichtsräte, sonst wird die Firma aufgelöst. 40 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten, so viele wie auch Abgeordnete im Parlament sitzen. Machen die Frauen es jetzt besser, oder nur anders? Auf die Frauenquoten jedenfalls hat die Börse gelassen reagiert. Immer noch ist Norwegen ein reiches Land, das was in Island geschah, zeichnet sich dort nicht ab. Unternehmen mit gemischt-geschlechtlicher Führung erweisen sich in den Studien als erfolgreicher, sie erzielen höhere Profite. Im tausend Kilometer entfernten Island sitzen übrigens jetzt Frauen an den Schaltstellen, um das Desaster nach der Banken- und Staatenpleite aufzuräumen.

Noch mal: Wir Frauen sind nicht die besseren Menschen. Aber die Welt verändert sich zum Positiven, wenn wir auf allen Ebenen teilhaben. Ich behaupte, dass sich das Arbeitsklima verbessert. In Niedersachsen, genau in der Polizeiinspektion Braunschweig, ist die Leiterin eine Frau. Die Einzige bisher, in dem traditionell männerdominierten Polizeiapparat. Laut einem Polizei-Fachblatt merkt man sofort, ob in einer Polizeiwache auch Beamtinnen tätig sind. Und damit ist nicht nur das Outfit und der Duft gemeint….ich selbst habe fast zehn Jahre eine reine Frauenredaktion geleitet, damals bewusst nur Frauen. Dann vier Jahre lang ebenfalls bewusst eine Redaktion mit 50 : 50 Prozent Frauen und Männern. Das habe ich als die menschlich und journalistisch befriedigendste Zeit erlebt – und heute sind wir beim NDR seit einem Jahr auch zwei Direktorinnen unter acht Männern. Wobei mir alle immer wieder gesagt haben, dass sich das Klima schon seitdem ich alleine da saß, zum Positiven verändert hat.

Verlassen Sie aber jetzt mit mir zusammen für ein paar Minuten das geordnete Deutschland und Europa, die Industrienationen, und richten wir unseren Blick auf die Entwicklungsländer. Hier ist wirklich dramatischer Handlungsbedarf notwendig, hier wird sich die Zukunft auch unserer Kinder entscheiden.
Warum? Weil wir uns nicht mehr abschotten können gegenüber diesen Menschen, weil alles mit allem zusammenhängt.
Dabei geht es vorrangig um die Gleichstellung von Mann und Frau. Nur wenn Männer und Frauen gleichberechtigt an allem teilhaben, dann sinkt die Armut der Welt, werden Leben gerettet und die Gesundheit der Menschen verbessert sich.
Damit dies geschieht, müssen Frauen weltweit in den führenden Positionen wie in der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft und in den Medien sitzen. Dann sieht die Bilanz anders aus. Dann könnten auch die acht UN-Milleniumsziele bis 2015 erreicht werden, mit dem Trick, sich nur auf eines zu konzentrieren: Auf das dritte Ziel.
“Förderung der Gleichbehandlung der Geschlechter und Stärkung der Frauen“.
Damit würden Hunger und Armut reduziert, Bildung für alle, vor allem für Kinder, durchgesetzt. Damit könnte die Kindersterblichkeit gesenkt werden, die Müttergesundheit verbessert, Aids/HIV und Malaria bekämpft werden. Die Menschen würden Zugang zu Wasser, sanitären Anlagen und die Umwelt wieder einen bedeutenden Stellenwert erhalten.

Das sind keine leeren Behauptungen. Schon im aktuellen Weltbevölkerungsbericht heißt es: „Durch die fortgesetzte Benachteiligung von Frauen wird wertvolles Humankapital verschwendet, weil die individuellen Fähigkeiten von Frauen nicht effizient genutzt werden und so ihr gesellschaftlicher Beitrag begrenzt wird.“

Wir wissen: Überall auf der Welt arbeiten Frauen länger und oft auch härter als Männer – aber sie bekommen weniger dafür. In Zahlen liest sich das so: Zwei Drittel der Arbeit weltweit, inklusive der unbezahlten Arbeit, wird von Frauen erledigt. Sie bekommen dafür nur zehn Prozent des Lohnes, den Männer bekommen. Weltlohnsumme nennt sich der Begriff. Und vom Haus- und Grundbesitz dieser Welt gehört ihnen sage und schreibe ein ganzes Prozent.
Aber: Zwei Drittel der Analphabeten sind Frauen. Und noch schlimmer: Drei Fünftel aller Armen.

In allen Parlamenten weltweit haben Männer das Sagen: Nur gerade mal 17 Prozent Frauen sitzen da wo es um Macht und Kontrolle geht.
Wenn aber Frauen eigenes ausreichendes Einkommen haben, wenn sie entscheiden können in den kommunalen Ebenen oder auf Länderebenen, dann verbessert sich zum Beispiel der Ernährungszustand der Kinder deutlich. Es ist erwiesen und wissenschaftlich belegt, dass Frauen in der Regel ihre eigenen Bedürfnisse und andere Investitionen eher zurückstellen und der Ernährung der Familie Vorrang einräumen. Allein in Südasien würde der Anteil unterernährter Kleinkinder um bis zu 13 Prozent sinken. 13,4 Millionen Kinder erhielten dann ausreichend Essen. Auch und gerade wenn Nahrungsmittel knapp werden. Nach einer UNICEF-Umfrage in Kamerun geben Frauen aus dem eigenen Einkommen 74 Prozent aus, um die Lebensmittelvorräte der Familie aufzustocken. Männer dagegen wollen hier höchstens 22 Prozent ihres eigenen Einkommens abgeben.
Frauen schicken ihre Kinder in die Schule, auch ihre Töchter. Weil sie wollen, dass diese bessere Chancen haben als sie selbst. Wenn Eltern in den Ländern des Südens wenig Geld haben und nur ein Kind in eine Schule schicken können, dann ist das immer der Junge. Und das wird immer von den Vätern so entschieden.
Denn Mädchen sollen ja sowieso mal heiraten und zuhause sind sie auch sehr nützlich: Beim Babysitten der kleineren Geschwister, bei der Hausarbeit – da lernen sie ja auch gleich was fürs Leben. Die Chance der Mädchen auf Bildung ist in den Entwicklungsländern dramatisch schlechter als die der Jungen.
Von den 771 Millionen Erwachsenen weltweit, die nicht lesen und schreiben können, sind zwei Drittel Frauen. Das müssen wir ändern.

Denn selbstbewusste und gut ausgebildete Frauen und Mädchen können sich besser wehren:

  • Gegen Zwangsehen, sexuelle Verstümmelung und Prostitution.
  • Gegen den Druck von Ehemännern und Familien, die zur Abtreibung zwingen, weil das zu erwartende Baby weiblich ist.

Mit Ultraschall oder Fruchtwasseruntersuchung lassen zum Beispiel in Indien alle, die es sich halbwegs leisten können, das Geschlecht des Babys vor der Geburt bestimmen – und treiben Mädchen ab.
Das geschieht auch in China wegen der Einkindpolitik – inzwischen fehlen den jungen Männern die jungen Frauen – und was geschieht: Ganze Banden entführen Mädchen auf dem Land um sie in den Städten an die jungen Männer zu verkaufen – weltweit fehlen bis zu 200 Millionen Frauen – und wieder sind sie die Opfer.

Und noch ein paar wichtige Punkte, warum gute Ausbildung von Mädchen und Frauen weltweit auch im Hinblick auf das Bevölkerungswachstum so wichtig ist:
Gut ausgebildete Mädchen und Frauen heiraten später und bekommen weniger Kinder. Sie nehmen Einfluss auf ihre Lebensplanung, sie können verhüten und überlassen dies nicht ihren Männern.
Auch die Frage, ob Geld für Medikamente ausgegeben wird, entscheiden südlich der Sahara, in Ostasien, Lateinamerika, Südasien, im mittleren Osten und Nordafrika die Männer – und nicht die Betroffenen, die Mütter, Frauen, und diese für ihre Kinder.

Aber: Wenn Frauen mitentscheiden können, sterben deutlich weniger Kinder in den ersten Lebensjahren. Sie leiden seltener an Wachstumsstörungen aufgrund chronischer Unterernährung und wachsen insgesamt gesünder auf. Auch das ist in UNICEF-Untersuchungen belegt.
Und noch eine alarmierende Zahl: Allein im letzten Jahr starben eine halbe Million Frauen bei der Geburt eines Kindes. Zu 99 Prozent in den Ländern des Südens.
In Afrika südlich der Sahara – so ist in einem UNICEF Report nachzulesen – ist das Risiko bei der Geburt des Kindes zu sterben 1 : 22, in den Industrienationen 1 : 8000.
Es kommt noch bitterer: Babys haben sehr viel schlechtere Überlebenschancen, wenn die Mutter nicht mehr lebt. Die meisten sterben in den ersten zwei Jahren.
Wir mögen emotional unberührt diese Zahlen abspeichern – aber es kann doch nicht sein, dass wir einfach nur zusehen und es geschehen lassen, dass Mütter und Kinder sterben, nur weil Männer es verhindern, dass sie ärztliche Hilfe bekommen.

Warum wir uns in Deutschland, in den Industrieländern mit diesen Themen auseinandersetzten müssen, hat wie gesagt auch mit der Zukunft unserer Kinder zu tun – Thema: Bevölkerungswachstum.
Unverändert bekommt laut Statistik eine Frau in Afrika durchschnittlich fünf Kinder. Die Bevölkerung dort wird sich also von heute 940 Millionen auf zwei Milliarden in 2050 verdoppeln. In den Ländern südlich der Sahara zum Beispiel haben nur ganze 16 Prozent der verheirateten Frauen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung.
Hier schließt sich wieder der Kreis: Keine Frau der Welt will Kind auf Kind bekommen, wenn sie diese nicht ernähren kann und für sie keine Zukunft sieht. Also müssen Frauen dringend ausgebildet werden, damit sie sich und ihre Kinder ernähren können. Aufklärung schon in der Schule ist überlebensnotwendig.

Dazu kommt: Weltweit können 200 Millionen Frauen nicht verhüten – die aber verhüten wollen. Wenn alle Frauen, die freiwillig die Zahl ihrer Kinder beschränken möchten, dies auch könnten, dann würde sich das Bevölkerungswachstum um ein Fünftel verringern.
Hier läuft viel schief. Auch in Deutschland. Die Entwicklungshilfegelder müssen meiner Meinung nach neu diskutiert und zielgerichteter verteilt werden.
Der ehemalige UN-Präsident Kofi Annan hat darum immer wieder betont: Der Fortschritt für die Frauen ist ein Fortschritt für alle auf der Welt.

Die Zeitungen sind derzeit voll mit Analysen zur Weltwirtschaftskrise. Ich stelle hier nur die Frage: Ist diese Krise auch eine Krise des männlichen Verhaltens?
Wenn wir wissen, dass der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus bereits 1976 festgestellt hat, dass die Frauen ihre Kleinstkredite in Bangladesh und inzwischen auf der ganzen Welt zu 98,6 Prozent fristgerecht zurückzahlen, und wir auf der anderen Seite wissen, dass es mit Krediten, Kreditvergabe und Rückzahlung zu tun hat, wenn wir über die Weltwirtschaftskrise sprechen, dann macht mich das sehr nachdenklich. So fordert Yunus eine neue Wirtschaftsordnung, denn nach der Finanzkrise, sagt er, „werden die Milliardäre noch immer Milliardäre sein, die Millionäre Millionäre und die untere Hälfte der Menschheit immer noch arm.“

Ich kann als UNICEF-Frau nur sagen: Noch ärmer. Denn die Lebensmittelpreise und die Energiepreise sind gestiegen, es werden, so Fachleute, deswegen 130 bis 150 Millionen Menschen im letzten Jahr wieder in Armut zurückfallen.
In Bangladesh haben gerade 55 000 Wanderarbeiter, die in Malaysia arbeiten, ihre Jobs verloren. Fachleute haben Angst, dass aufgrund der Finanzkrise bis zu
400 000 Kinder zusätzlich sterben könnten, wenn wir nicht gegensteuern. Diese Berechnungen hat übrigens die Weltbank angestellt.

Zum Schluss aber noch ein anderer wichtiger Punkt, der von uns Frauen gefordert werden muss: Mehr Frauen in die Parlamente. Dahin, wo die Entscheidungen fallen, ob Schulen oder Straßen gebaut werden, Brücken oder Kindergärten. Frauen in politischer Verantwortung – egal auf welcher Ebene – verbessern die Situation nicht nur für sich sondern für ihre Kinder und damit für deren Zukunft. Sicher: Häufiger als früher hat die Macht auf dem Globus ein weibliches Gesicht: Julija Timoschenko in der Ukraine, Angela Merkel in Berlin, Hillary Clinton für Amerika. Spaniens Verteidigungsministerin Carme Chacón hat sich hochschwanger ihren Soldaten gezeigt.
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben eine Wirtschaftsministerin und in Island versuchen jetzt Frauen an der Spitze des Staates und der Banken die Krise zu bewältigen.
Sie alle wirken da, wo sie hin gewählt wurden. Jetzt sollten sie aber auch dort die gesetzlichen Grundlagen für Frauen und Kinder ändern. Die Länder, in denen es dazu eine Quote gibt, haben mehr Frauen in politischer Verantwortung. Sonst gelingt es nicht die Glasdecke männlicher Politiker zu durchstoßen – wir erinnern uns, auch bei uns ist die Quotendiskussion gar nicht so lange her. Die Grünen haben es uns vorgemacht.

Was es bedeutet, wenn Frauen nicht, oder nicht mehr, in den Schaltstellen der Macht sitzen, zeigt ein aktueller Blick in den Irak. Sechs Monate lang kämpfte dort Nawal e Samarrai in ihrem Ministerium, dem Frauenministerium. Jetzt trat sie zurück. Sie habe keine Mittel, keine Macht und keine Verbindungen in die Provinz gehabt. Die Lage der Frauen in ihrem Land, so die ernüchternde Bilanz der Politikerin, sei sechs Jahre nach dem Einmarsch der US-Truppen besorgniserregend: Gewalt in der Ehe, sexuelle Belästigung, all das nimmt zu. Etwas, was gleichermaßen für Afghanistan gilt – auch dort haben Frauen keine Macht mehr. Obwohl die Taliban nicht mehr in der Regierung sitzen. Und im gesamten Nahen Osten bestimmt die Scharia das Familienrecht. Alles andere als auf den Seiten der Frauen….

Zum Schluss noch eine nette Statistik zum Thema Gleichberechtigung, erstellt von der UNO, die einen sogenannten „Gender-related development Index“ herausgibt. Er benennt den Grad der Gleichberechtigung eines Landes, bewertet auf einer Skala von 0 bis 1 nicht die politische Machtverteilung, sondern Lebenserwartung, Bildung und Einkommen von Männern und Frauen. Frankreich steht da auf Platz 7, hinter Island, Australien, Norwegen. Deutschland liegt auf Platz 20. Vor allem wegen der Ungleichheit bei den Einkommen zwischen Mann und Frau. Schlusslichter dieser Liste der 157 Länder bilden Guinea Bissau und Sierra Leone. Kriegsschauplätze wie Irak und Afghanistan wurden ausgespart.

Jetzt hoffe ich, dass ich Ihnen gute Argumente liefern konnte, warum sich die Welt verändert, wenn mehr Frauen an den Schaltstellen sitzen, an den Spitzen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien.
Und warum das Erreichen des Millenniumziels Nr. 3 „Gleichstellung der Geschlechter, Stärkung der Rolle der Frau“ alle anderen Ziele positiv beeinflussen kann. Armut, Hunger, das Leben der Kinder, Müttergesundheit, Bildung für alle, der Kampf gegen HIV/AIDS, Malaria und – nicht zu übersehen – auch um die Umwelt für unsere Kinder zu sichern.
Es ist höchste Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.
14 Jahre nach der Weltfrauenkonferenz in Peking und neun Jahre nach der Millenniumserklärung der Vereinten Nationen. Es geht uns doch so gut.

Ein letztes Argument noch, warum Frauen die Welt so gründlich anders sehen als Männer: Das weibliche Gehirn besitzt mehr Kommunikationszellen als das männliche, was wiederum Einfluss auf den Wortschatz hat. Erwachsene Frauen benutzen durchschnittlich rund 20 000 Wörter pro Tag – Männer kommen mit 7000 aus. Was sagt uns das?
Stoff für Diskussionen, das hoffe ich jetzt sehr.

Wie setzt sich die Auswahlkommission zusammen?

Die Preisträgerin wird von einer Auswahlkommission bestimmt. Mitglieder der Kommission sind (von links nach rechts):

PROF. DR. ULRIKE DETMERS
Initiatorin und Vorsitzende der Auswahlkommission.

GABRIELE FÖRSTER
Verlagsleiterin Westfalen-Blatt, Vereinigte Zeitungsverlage GmbH. Geschäftsführerin Panorama, Print & Picture, Busse Verlag, BusseCollection Bielefeld. Nach der Ausbildung zur Werbefachfrau folgte ein abgeschlossenes BWL-Studium mit Fachrichtung Marketing. Seit 1976 beim Westfalen-Blatt, ab 1981 in leitender Position. Im Verlagswesen liegt ihr besonders die Ausbildung am Herzen verbunden mit der Förderung der jungen Menschen. Obwohl nicht unbedingt Befürworterin der Frauenquote unterstützt sie vehement das Weiterkommen der weiblichen Mitarbeiterinnen im Verlagswesen. Unter ihrer Leitung haben sich die Einstellungen im Verlagswesen verdreifacht. Credo: Frauen arbeiten nicht unbedingt besser aber anders als Männer. Intuitive, gradlinige, faire, offene und emotionale Eigenschaften müssen Unternehmen und damit auch die Wirtschaft ausnutzen. Dann werden Frauen auch die Welt retten.

ANDREA STEGEN
Seit 2013 geschäftsführender Gesellschafter der DeWi Back-Gruppe. Der Brot- und Backwarenexperte war in der Zeit von 2001 bis 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Hiestand Holding Deutschland und von 2005 bis 2012 Konzernleitung Hiestand International.

ANGELA WISKEN
Angela Wisken ist Sprecherin der Geschäftsführung des Deutschen Fachverlags in Frankfurt am Main. Die dfv Mediengruppe gehört mit einem Umsatz von rund 145 Mio. Euro zu den größten konzernunabhängigen Fachmedienunternehmen in Deutschland und Europa. Einschließlich der Tochtergesellschaften veröffentlicht der dfv über 90 Zeitschriften und digitale Angebote, ergänzt durch ein breites Spektrum an Branchenveranstaltungen. Wisken, langjährige Chefredakteurin der Lebensmittel Zeitung, ist in der dfv Geschäftsführung seit 2012 verantwortlich für die publizistische Grundausrichtung der Titel-Gruppen Lebensmittel Zeitung, TextilWirtschaft und Horizont sowie für die Entwicklung digitaler Medienangebote.

BARBARA ULREICH
Seit 2005 Geschäftsführerin des hessischen Dachverbandes Weiterbildung Hessen e.V. Langjährige Führungserfahrung in der Wirtschaft und im Bildungswesen, von 1995 bis 2005 Geschäftsführerin der IHK Frankfurt am Main und der Arbeitsgemeinschaft hessischer IHKs, dort Initiatorin des Projektes „FrauenMachtKarriere®“. Mitglied im Förderkreis des Cornelia Goethe Centrums für Frauenstudien und die Erforschung der Geschlechterverhältnisse an der Goethe Universität Frankfurt am Main, Mitglied im Deutschen Akademikerinnenbund e.V., Mitglied in der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 e.V.

DR. MARGARITA TCHOUVAKHINA
Frau Dr. Tchouvakhina arbeitet als Abteilungsdirektorin in der volkswirtschaftlichen Abteilung der KfW Bankengruppe und ist für die Trendanalysen und Evaluationen zuständig. Sie ist eine ausgewiesene Gründungs-, Mittelstands- und Finanzierungsexpertin. Sie ist Diplom-Ökonomin (RUS) und Diplom-Kauffrau, als gebürtige Russin studierte und promovierte sie an der Moskauer Lomonossow-Universität und an der Universität Köln. Sie ist Gastprofessorin für Personalführung und Coaching an der Wirtschaftsakademie Bukarest.


Wer ist die Initiatorin des Preises?

Die Initiatorin des MESTEMACHER PREISES MANAGERIN DES JAHRES ist Dr. Ulrike Detmers, hauptamtliche Professorin im Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit an der Fachhochschule Bielefeld. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit sind Forschungsprojekte über Frauen in der Wirtschaft. Sie ist Herausgeberin der Buchreihe “Frau und Beruf” im LIT Verlag, Münster.

Als Mitgesellschafterin der Mestemacher-Gruppe sowie als Leiterin der Ressorts Zentrales Markenmanagement und Social Marketing, hat sie die Entwicklung der Unternehmensgruppe aktiv mitgestaltet. Sie ist unter anderem Initiatorin und Motor zahlreicher Social Marketing Projekte des mittelständischen Familienunternehmens.

Dazu gehören das 1994 ins Leben gerufene Projekt PANEM ET ARTES, ein Angebot an Künstler, Brotdosen zu gestalten, sowie der mit 16.750 Euro dotierte KITA-PREIS. Dieser Preis zeichnet Kindertagesstätten für das Bemühen um geschlechterdemokratische Erziehung und für die Unterstützung der Eltern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus. Seit 2006 wird der mit zweimal 5.000 Euro ausgestaltete Mestemacher Preis Spitzenvater des Jahres vergeben. Mit der inzwischen 7. Edition des Mestemacher Frauenkalenders würdigt das Unternehmen unter anderem herausragende Frauen des 20. und 21. Jahrhunderts.

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