MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES

D A G M A R    B O L L I N – F L A D E

L E B E N S L A U F (Stand: 18.10.2002)

NAME: Dagmar Bollin-Flade
VERANTWORTUNG: Geschäftsführende Gesellschafterin der Christian Bollin Armaturenfabrik GmbH
GEBURTSTAG: 17.09.1956
FAMILIENSTAND: verheiratet
KINDER: zwei

A U S B I L D U N G / W E R D E G A N G :

1975 Abitur
1975 – 1982 Studium Allgemeiner Maschinenbau an der Technischen Hochschule (heute Technische Universität) Darmstadt
1982 Diplom-Ingenieurin
1982 –

1984

Projektingenieurin im Bereich Kernenergie bei der Firma KWU (heute Siemens AG), Offenbach
1985 Eintritt in das elterliche Unternehmen und Eintritt in die Geschäftsleitung als geschäftsführende Gesellschafterin zu gleichen Teilen mit Dipl.-Ing. Bernd Flade

V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N / A U S Z E I C H N U N G E N :

  • MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES 2002

A U S S E R B E R U F L I C H E    T Ä T I G K E I T E N :

1990 Mitglied im Industrieausschuss der Industrie- und Handelskammer Frankfurt (Wahlgruppe Industrie als erste Frau in der Kammergeschichte Frankfurts)
1990 –

1997

Mitglied im Arbeitskreis Kinder und Jugendliche in Frankfurt- Sossenheim (in den Jahren 1993 – 1997 Leiterin)
1992 Mitglied im Mitgliederrat des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie; Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Frankfurt des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie
1992 –

1997

Mitglied im Arbeitskreis Industrie bei dem Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt am Main
1993 Gründungsmitglied und Vorsitzende des Ausschusses “kleine und mittlere Unternehmen” bei der Industrie- und Handelskammer Frankfurt
1993 –

1997

Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 6 – zuständig für Frankfurt-Sossenheim
1994 – 2004 Mitglied im tarifpolitischen Ausschuss des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie
1994 Gründungsmitglied und Vorsitzende des Fördervereins der Fachhochschule Frankfurt
1995 Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Frankfurt (als erste Frau in der Frankfurter Kammergeschichte)
1997 Handelsrichterin in der 9. Kammer für Handelssachen; Mitglied der SWAK bei der Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main
1997 – 1999 Gründerin und Vorsitzende des ersten Regionalen Präventionsrates der Stadt Frankfurt am Main
2001 –

2005

Stellv. Vorsitzende des Mittelstandsausschusses beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin
2002 Beiratsmitglied der Hessenstiftung “Familie hat Zukunft”; Präsidentin Rotary Club Frankfurt-Städel Mitglied im Hochschulrat der Fachhochschule Frankfurt
2003 Mitglied im Kuratorium des Provadis School of International Management and Technology
2005 Vorsitzende des Mittelstandsausschusses beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin und Sprecherin des bundesweiten IHK-Netzwerkes Mittelstand; Mitglied im Kuratorium “Frankfurter Bündnis für Familien” und Leiterin der Projektgruppe “Vereinbarkeit von Familie und Beruf”

P O R T R Ä T, Stand: September 2002

Erste Preisträgerin MESTEMACHER PREIS MANAGERIN DES JAHRES

In ihrem Leben war sie ziemlich oft die Erste. Als erste Frau in der Geschichte der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main wurde sie 1990 Mitglied im Industrieausschuss. Fünf Jahre später wählte die Vollversammlung sie als erste Frau zur Vizepräsidentin. Dieses Amt hat sie jetzt in der zweiten Wahlperiode inne. Außerdem ist sie derzeit Präsidentin des Rotary Clubs Frankfurt Städel. Und nun die erste Preisträgerin des MESTEMACHER PREISES MANAGERIN DES JAHRES.

Schon während des Maschinenbau-Studiums an der Technischen Hochschule (heute Technische Universität) Darmstadt hat die Diplom-Ingenieurin gelernt, dass harte Arbeit, Konsequenz und gute Planung vieles möglich machen. Work-Life-Balance, heute in den Medien vielfach als Modebegriff deklassiert, war für die 46-jährige Mutter von zwei 15 und 18 Jahre alten Söhnen schon immer das einzig denkbare Lebenskonzept. Darin waren ihr Mann Bernd und sie sich einig. Beide wollten Familie, Kinder und Karriere unter einen Hut bringen.

Nach dem Studium hatten sowohl sie als auch er eine Promotionsstelle angeboten bekommen – natürlich an unterschiedlichen Standorten. Zwei wissenschaftliche Karrieren in einer Familie erschienen nicht vereinbar mit dem gemeinsamen Wunsch nach Kindern. Also nahmen sie das Angebot ihres Vaters an, in den elterlichen Betrieb in Frankfurt einzusteigen.

Mittlerweile haben sie den Betrieb zu einem der führenden Unternehmen für Mess- und Regeltechnikarmaturen ausgebaut. Heute hat der Maschinenbaubetrieb 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Rund 1.350 Kunden kaufen in der Christian Bollin Armaturenfabrik maßgeschneiderte Lösungen mit kurzen Lieferzeiten. Weltweit Marktführer ist das Unternehmen in seiner Produktvielfalt: Allein auf dem Gebiet der Messleitungsventile werden mehr als 350.000 verschiedene Typen hergestellt. Im Jahr 2001 wurde das Inhaber-Ehepaar von der Leipziger Oskar-Stiftung mit dem Oskar für den Mittelstand ausgezeichnet. Bewertungskriterien für die rund 1.600 Einreichungen zum Preis waren die wirtschaftliche Gesamtentwicklung des Unternehmens, die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen, Innovationsfähigkeit, Service und Kundennähe sowie soziales und regionales Engagement.

Als Kind schon hatte Dagmar Bollin-Flade verkündet, dass sie Ingenieurin werden wollte. Das elterliche Haus war nur wenige hundert Meter vom Arbeitsplatz der Eltern entfernt. Das einzige Kind wuchs in einem typischen Unternehmerhaushalt auf, ihre Mutter war immer berufstätig und sie kannte schon früh die Geräusche und den Geruch der Produktion. Nach dem Studium Ð “meine Eltern haben mich unterstützt, aber nie gedrängt” – ging sie zunächst für drei Jahre als Projektingenieurin im Bereich Kernenergie zu KWU, heute Siemens, nach Offenbach. Ihr Vater weihte unterdessen den Schwiegersohn in die Geheimnisse der Unternehmensführung ein. 1985 übernahm Dagmar Bollin-Flade gemeinsam und gleichberechtigt mit ihrem Mann Bernd als Geschäftsführende Gesellschafterin in dritter Generation die Christian Bollin Armaturenfabrik. Der Vater unterschrieb einen dreijährigen Beratervertrag und zog sich anschließend ganz aus dem Unternehmen zurück – ein “optimaler Generationswechsel”, kommentiert Dagmar Bollin-Flade in der Rückschau.

Das Ehepaar zog in das elterliche Haus, in dem die junge Mutter sich ein Zweitbüro einrichtete. “Heute gibt es technisch so viele Möglichkeiten, zeitlich flexibel zu arbeiten, dass ich nicht verstehe, warum nur so wenige Firmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entsprechende Angebote machen”, kritisiert Dagmar Bollin-Flade die allgemein restriktive Haltung gegen Teilzeitarbeitsplätze und gegen die Verlagerung von Arbeiten aus dem Büro ins häusliche Umfeld.

Im eigenen Unternehmen haben sie und ihr Mann konsequent für flexible Arbeitszeiten gesorgt: “Es fing an mit einem Mitarbeiter, der plötzlich allein erziehend war und sich auf die Öffnungszeiten von Kindergärten einstellen musste.” Natürlich herrschen in einem typischen Familienbetrieb, der inhabergeführt ist, andere Voraussetzungen als in einem Großkonzern: “Wir kennen alle unsere Leute und deren private Umfelder. Da lässt sich vieles unkonventionell lösen.”

Dagmar Bollin-Flade musste sich trotz günstiger Ausgangsbedingungen ihre Freiräume bewusst schaffen: “Gerade wir Frauen müssen unsere Vorstellungen von Leben und Arbeiten deutlich artikulieren. Denn die Suche nach innovativen Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht alle etwas an – und alle haben etwas davon.” Für sie selbst war immer das Wichtigste, sich nicht verbiegen zu müssen, sich selbst treu zu bleiben: “Ich hatte das Glück, dass mein Umfeld stimmte und mein Mann und die Söhne meine Anschauungen teilen.”

Die drei Männer sind stolz auf ihre erfolgreiche Frau und Mutter, die neben Familie und Beruf immer neue verantwortungsvolle Ehrenämter bekleidet hat. Die Berufsverbände kennen sie als engagierte Mitstreiterin, etwa im Verband der Metall und Elektroindustrie. Als die Kinder kleiner waren, fand man ihre Mutter als Kinderbeauftragte im Ortsbeirat oder als Elternbeiratsvorsitzende. Sie ist Handelsrichterin, Vorsitzende des Fördervereins der Fachhochschule Frankfurt am Main, Mitglied in Arbeitskreisen, die Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth ins Leben rief, hat in Frankfurt den ersten regionalen Präventionsrat gegründet und kümmert sich für den Deutschen Industrie- und Handelskammertag als stellvertretende Vorsitzende des Mittelstandsausschusses unter anderem um die Reform der sozialen Sicherungssysteme.

Waren die Kinder nicht sauer, wenn ihre Mutter mal wieder mehr unterwegs denn zu Hause war? “Ich habe alle meine Ehrenämter mit meinem Mann und den Kindern abgesprochen. Mein Mann kann es heute durchaus genießen, bei interessanten Veranstaltungen das”Damenprogramm” zu absolvieren. Und meine Söhne gehen ganz gerne mit, wenn sie sich spannende Begegnungen mit Politikern oder Prominenten versprechen, denen sie sonst nie persönlich begegnen würden.” Dagmar Bollin-Flade verhehlt allerdings nicht, dass es “harte Arbeit” gewesen sei, die Kinder schon sehr früh zu selbstständigen Persönlichkeiten zu erziehen, die mit dem Engagement ihrer Mutter gut umgehen können. “Mütter machen Männer”, verweist sie lächelnd auf ein Buch, das ihr vor vielen Jahren die Augen geöffnet habe. “Sie müssen konsequent sein, sehr konsequent – und den richtigen Partner haben.”

Die verantwortungsvolle Arbeit als Vizepräsidentin der IHK Frankfurt am Main bringt ihr viel Freude: “Ein tolles Amt. Es gibt so viele Möglichkeiten mich einzubringen, um die Rahmenbedingungen für die gewerbliche Wirtschaft zu verbessern.” Besonders der Mittelstand liegt ihr am Herzen, aber eben auch das Engagement für Frauen. Gemeinsam mit IHK-Geschäftsführerin Barbara Ulreich hat sie das Projekt “Frauen Macht Karriere” ins Leben gerufen: “Unser Ziel ist es, Frauen in der Wirtschaft stärker an Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Gerade durch ein verstärktes Engagement von Unternehmerinnen in Ausschüssen der IHK bestünde die Möglichkeit, die wachsende Rolle von Frauen in unternehmerischen Führungsfunktionen deutlich zu machen. Deutschland verfügt über ein großes Potenzial an gut ausgebildeten und motivierten Frauen. Die Wirtschaft kann es sich nicht leisten, auf dieses Potenzial zu verzichten!”

Eine Beobachtung der letzten Zeit macht sie zuversichtlich, dass in der jungen Generation vieles von dem selbstverständlich wird, was sie und ihre Altersgenossinnen sich noch hart erkämpfen mussten: “Auch für viele junge Männer ist der Arbeitsplatz nicht mehr Familienersatz. Sie wollen die Zeit mit ihren Kindern genießen und diskutieren offen über Lebenskonzepte, die früher nur ein Thema von Frauen waren. Karriere hat keine übergeordnete Bedeutung mehr. Berufs- und Arbeitswelt, Familie und Privatleben werden in einen neuen Zusammenhang gestellt. Das lässt hoffen!”

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